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Die Begegnungen von ASP I gegen die Schachspieler aus Löberitz waren in den vergangenen Jahren vielfach so relevant wie ein Fußball-Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt. Meist traf man sich in der 8. oder der 9. Runde, vielfach bei beiderseitig ausgeglichenem Punktekonto und es ging um die Goldene Ananas. Vielleicht ist dies ja der Grund, warum den Hoyerswerdaer Schachrecken auf der Löberitzer Homepage mal keck das „gewisse Etwas“ abgesprochen wurde. Sei’s drum, history repeating am vergangenen Sonntag im verregneten Schwarzkollm. Beide Mannschaften standen bei 7:7 Mannschaftspunkten, immerhin ging es noch darum, sich genügend nach unten abzusichern, für den Fall, dass man unter unglücklichen Umständen noch auf Tabellenplatz 10 rutschen sollte.


Bei Hoyerswerda fehlten mit Milan Orsag, Vardan Hovsepyan und Käptn Rüdiger Schuh drei Stammspieler, bei Löberitz gar vier bewährte Kräfte, u.a. das Damendoppel an den Brettern 1 und 2. Dafür wurden zwei Edelreservisten ans Brett gesetzt, so dass Löberitz nominell leicht favorisiert war.

An Brett eins bei Pröhl-Lechtynsky herrschte beiderseitiger Respekt vor den Fertigkeiten des jeweiligen Gegners. Sizilianisch mit c3, eine Nebenvariante. Weiß und Schwarz stellten sich mit Fianchetto am Königsflügel auf. Es wurden ein, zwei Figuren getauscht und remis verabredet. An Brett acht kam der Große Vereinsvorsitzende Jan Kregelin zu seinem Saisondebut. Jan bekam Alt-Indisch vorgesetzt und baute sich thematisch auf. Vielleicht ein klein wenig zu langsam, denn nachdem Schwarz den üblichen Plan verwirklicht hatte, wurden nach ca. 20 Zügen bereits die Züge wiederholt, 1:1. Klaus-Dieter Kesik hatte als Schwarzer im Aljechin bereits ausgangs der Eröffnung einen Bauern gewonnen, ohne dass der Weiße irgendeine Kompensation dafür hatte. Der volle Punkt war also beizeiten bereits eingepreist, allerdings wurde es doch nochmal spannend. Die Partie driftete in ein Endspiel, wo es so aussah, als sei der Mehrbauer nicht mehr so viel wert. In der Nähe der ersten Zeitkontrolle war die Partie dann doch gewonnen. Das genaue Ende blieb den meisten Beteiligten aufgrund eigener Probleme verborgen. ASP führte 2:1. Roland Graf musste mit Weiß gegen ein Königsfianchetto spielen. Schwarz verkomplizierte früh das Spiel, wilde Schlagfolgen im Zentrum folgten. Übrig blieb ein Turm-Springer-Endspiel mit gleichen Bauern, was beizeiten Remis gegeben wurde. Einen schweren Stand, weil klarste Außenseiterin hatte Sybille Heyme. Najdorf von Norman Schütze. Sybille baute sich ganz gefällig auf und konzentrierte sich zunächst auf die eigene Königssicherheit. Irgendwann wurde es wie immer im Najdorf dann allerdings doch taktisch und die Klasse von Sybilles Gegner setzte sich durch. Ausgleich für Löberitz zum 2½:2½. Die restlichen drei Begegnungen gingen tief ins Endspiel. Eine sehr solide Performance lieferte Andreas Wolf ab. Gegen einen nominell deutlich besseren Gegner mit Schwarz spielend, ließ Andreas nichts anbrennen. Eine ruhige Damengambit-Partie, die schnell in ein Turm-Läufer-Endspiel driftete und niemals auch nur nennenswerte außerhalb der Remisbreite war. Ein frühzeitiges Remisangebot wurde abgelehnt, der Löberitzer Gegner wurde wohl vom Mannschaftsleiter zum Weiterspielen gedrängt, nur um vier Stunden später dann doch ins Remis einwilligen zu müssen. Anti-Vorbereitungs-Schach bei Robert Böhm, dem anscheinend zu Unrecht ein gefährlicher Ruf vorauseilt. Im Damenbauernspiel war naturgemäß nicht viel los. Kurze Zeit später war das Zentrum blockiert. Weiß setzte gewaltsam den Hebel an und gewann in Zeitnot taktisch einen Bauern. Das entstandene Endspiel schien haltbar. Im 40. Zug verpasste Robert den Übergang in ein reines vielleicht remisliches Damenendspiel. Stattdessen musste er etwas später in ein unhaltbares Läufer-Springer-Endspiel einwilligen. Löberitz ging damit mit 4:3 in Führung. Wie so oft musste damit Günther Jahnel die Kohlen aus dem Feuer holen. Günther hatte mit Weiß gegen Nimzowitsch-Indisch viel riskiert und zunächst einen Bauern verloren. Eine spürbare Initiative brachte ihn jedoch wieder in Oberhand. Am Ende verblieb ein Doppelturmendspiel mit zwei Mehrbauern. Allerdings war einer davon schwach und der andere stand auf a2. Guter Rat war teuer, wenn man nicht grad einen Dworetzki unter dem Arm hat. So entschied sich Günther für den naheliegenden Plan. Lange Königswanderungen waren die Folge und der Gegner war immer das ominöse Tempo rechtzeitig zur Stelle. Günther kämpfte lange, musste aber am Ende ins Remis einwilligen. Die knappe Niederlage war besiegelt. Löberitz sichert damit die Klasse und Hoyerswerda muss noch etwas zittern.

Robert Böhm

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