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Am vergangenen Wochenende lud ASP zur ersten Doppelrunde der Oberliga-Saison 2015/16 in das Sparkassengebäude am Schloss. Zu Gast waren die Teams aus Leipzig und Halle sowie unser Reisepartner TU Dresden II.


ASP – SG Leipzig II 3½:4½

ASP empfing am Samstag SG Leipzig II, gegen die wir bereits im Vorjahr eine unglückliche Niederlage erlitten. Im Frauenduell an Brett 8 wurde charmant bereits ausgangs der Eröffnung der Punkt geteilt, ansonsten wurde hart gekämpft, alle Partien liefen bis mindestens zur ersten Zeitkontrolle. Roland Graf hatte mit Weiß im Pirc eine optisch-ansehnliche Stellung herausgearbeitet und stand besser. In aufkommender Zeitnot verlor er jedoch den Faden. Ein, zwei schlechte Züge reichten, das Blatt wendete sich komplett und Roland musste die Segel streichen. Milan Orsag spielte mit Schwarz einen komplexen Sizilianer und erreichte im Mittelspiel eine auf den ersten Blick bessere Stellung. Allerdings ließ Milans Zeitmanagement zu wünschen übrig. Mit einer halben Stunde weniger auf der Uhr als sein Gegner ließ er  schwierige Verwicklungen zu. Kurze Zeit später knallte es auf f7 und Milan wurde Matt gesetzt. Damit stand es nach der ersten Zeitkontrolle ½:2½ gegen ASP und wir liefen mal wieder einem Rückstand hinterher. Da viele der restlichen Stellungen jedoch durchaus vielversprechend waren, war noch alles offen.

Drama pur bei Rüdiger Schuh. Der Gegner wählte eine nebengleisige Holländisch-Variante und auch Rüdiger tat nichts, um das Spiel in geregelte Bahnen zu lenken. Nach 20 Zügen hatte Rüdiger noch 50 Minuten und der Gegner 50 Sekunden. Es folgte ein wildes Hauen und Stechen, in dem Rüdiger in klar besserer Stellung wohl auf einen Zeitnot-Blackout des Gegners spielte. Tatsächlich stellte sich jedoch das exakte Gegenteil ein. Nach dem 40. Zug stand Rüdiger breit und jeder vorbei eilende Kiebitz sah den gewinnbringenden taktischen Trick. Rüdigers Gegner, plötzlich mit genügend Zeit ausgestattet, kam mit so viel Zeitkomfort wohl nicht zurecht und gab lieber Dauerschach. Jiri Lechtynsky ließ es im Duell der Routiniers ruhig angehen, Slawisch-Abtauschvariante, ungleichfarbige Läufer noch dazu. Irgendwann im Mittelspiel wurde es jedoch taktischer, Jiri spielte plötzlich ratzfatz auf Matt. Der Gegner verpasste in Zeitnot die Abwicklung ins Läuferendspiel und als es dann doch dazu kam, hatte Jiri einige Mehrbauern, die er leicht verwertete. Zwischenstand: 2:3. Klaus-Dieter Kesik griff mit Schwarz zu Aljechin, es entstand eine typische Stellung, in der Weiß ein gewisses Plus hatte und Schwarz jedoch aktives Spiel. Nach zeitnotbedingten Irrungen und Wirrungen entstand ein Doppelturmendspiel mit einem Mehrbauern für Klaus-Dieter, was wohl glatt remis war. Aber Klaus-Dieter lässt ja bekanntlich niemals locker und irgendwann stellte der Gegner einfach einen Turm ein, Ausgleich zum 3:3. Vardan Hovsepyan hatte mit Weiß gegen Sizilianisch zu spielen. Nach verhaltener Eröffnung stand er wohl leicht schlechter, im Mittelspiel drehte sich aber das Ruder und Vardan installierte einen Springer auf c6, gedeckt von zwei Bauern auf d5 und b5. In der Zeitnotphase gewann er eine Qualität, allerdings hatte der Gegner gefährliches Gegenspiel dafür. Vardan gab die Qualität zurück, Mittelspiel nur noch mit Schwerfiguren. Leider hatte Vardan seinen König ungünstig postiert. Der Gegner schlug zu, zerrte den König ins Freie und setzte Vardan Matt, 3:4, schon die zweite unglückliche Niederlage. Parallelen zur ersten Runde bei Robert Böhm, die gleiche Damengambit-Abtauschvariante wie in Runde 1 kam aufs Brett, vorbereitet oder nicht weiß man nicht. Robert hatte sich die eigene Schwarzpartie jedoch auch angesehen und trat mit verbesserter Spielweise auf. Im Mittelspiel reichten zwei ungenaue Züge von Weiß und Robert erreichte ein glatt gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern. Zwei lasche Züge nach der Zeitkontrolle reichten jedoch und ein Mehrbauer war wieder weg. Das Turm-Springer-Endspiel mit Mehrbauer war vielleicht immer noch gewonnen, aber leider nicht mehr so trivial. Mit auslaufender Bedenkzeit häuften sich die Ungenauigkeiten und Weiß konnte sich ins Remis retten, was die 3½:4½ Niederlage von ASP besiegelte. Eine Chancenverwertung, schlimmer als die der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, spülte uns in den Tabellenkeller.

ASP – USV Halle 5:3

Am Sonntag war Wiedergutmachung gegen Halle angesagt. Vardan Hovsepyan legte ein Kurzremis ein, getreu der sowjetischen Schachschule, nach zwei Nullen erstmal Luft zu holen. Bereits frühzeitig geriet ASP wiederum in Rückstand. Sibylle Heyme hatte nicht den besten Tag erwischt und lief bei entgegengesetzten Rochaden in einer königsindischen Standardstellung böse in einen klassisch vorgetragenen Angriff am Damenflügel, was uns eine frühzeitige Niederlage bescherte. Fast noch schlimmer lief es bei Rüdiger Schuh, der zum ersten Mal seit Ewigkeiten Sizilianisch ausprobierte. In einer Nebenvariante wählte er noch die abseitigsten Ideen, was seine Stellung definitiv nicht vertrug. Trotz horrender Zeitnot des Gegners, 2 Minuten für über 20 Züge, war nichts zu machen, der Gewinn für Weiß war auch bei dieser Zeit leicht zu finden. ½:2½ wie am Vortag. Komisch ging es auch bei Roland Graf zu. In einer Grünfeldischen Nebenvariante agierte Rolands Gegner deutlich zu experimentell, stellte die Rochade zurück zugunsten obskurer Springerwanderungen. Ein Bauer ging flöten und trotz knapper Zeit gewann Roland sehr sicher. Das sah alles sehr leicht aus: 1½:2½. Klaus-Dieter Kesik versuchte es mit 1. d3 und geriet in eine Art geschlossenen Sizilianer, nur schlechter. Die Stellung sah jedenfalls komisch aus, war aber gewohnt kompliziert für Klaus-Dieter’s Stil. In Zeitnot hat der Gegner vermutlich was eingestellt, jedenfalls hatte Klaus-Dieter plötzlich gewonnen. Sein zweiter Punkt an diesem Wochenende. Robert Böhm hatte es mit der Hallenser Nachwuchshoffnung zu tun. Der Gegner blitzte die Eröffnung herunter. Vorbereitungsparanoia brachte einen deutlichen Bedenkzeitnachteil, aber in der sich entwickelnden Positionspartie hatte Robert den besseren Durchblick. Infolge des Läuferpaars hatte Robert das bessere Spiel. Auch die Abwicklung ins Endspiel sah gut aus, dann wieder ein, zwei Ungenauigkeiten und der gewinnbringende Vorteil war erneut dahin. Remis zum 3:3. Es spielten noch die tschechischen Stürmer an 1 und 2. Jiri Lechtynsky wählte mangels Vorbereitung sein altbewährtes Caro-Kann und hatte nach der Eröffnung ein leichtes Minus in einer sehr ruhigen Stellung. Kein Grund zur Sorge bei einem ultrasoliden Fels wie Jiri. Dann jedoch nahm Jiris Spiel Fahrt auf und er erbeutete durch sehr genaues Spiel einen Bauern. Es folgte eine Abwicklung ins Damenendspiel und ein zweiter Mehrbauer wanderte in Jiris Körbchen. Der Rest war staubtrocken vorgetragene Technik. Eine eindrucksvolle Performance von Jiri an diesem Wochenende. Den Schlusspunkt setzte Milan Orsag. In einer typischen Struktur mit d-Bauer-Isolani wurde lange herumlaviert, ohne dass sich viel tat, vermutlich war alles im Gleichgewicht. In Zeitnot gewann Milan jedoch irgendwie eine Qualität und später dann auch die Partie. Am Ende stand trotz des frühen Rückstandes ein recht sicherer Sieg zu Buche, was ASP mit 3:3 Mannschaftspunkten im Mittelfeld der Tabelle verbleiben lässt.

Robert Böhm

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