Erfolgreicher Oberligaauftakt: TuS Coswig – ASP Hoyerswerda I 3:5
(3448 x gelesen) im MannschaftskämpfeEs ist wieder soweit, nach der langen Sommerpause begann am Sonntag die neue Oberliga-Saison. Gefühlt gibt es zum ersten Mal mehr Abgänge als Neuzugänge in der Liga. Es fehlen GM Womacka, die FM’s Becker und Stolz, die halbe polnische Nationalmannschaft in Plauener Diensten sowie die halbe USG Chemnitz. Hinzugekommen sind bei einigen Teams Verstärkungen an den Mittelbrettern und darüber hinaus potentielle Leibesvisitationen und gläserne Handybehältnisse. (Ursprünglicher) Aufstiegsfavorit ist (war?) Plauen, mit Außenseiterchancen für AE Magdeburg und (ursprünglich) TU Dresden II. Erster Abstiegsanwärter ist Chemnitz. Das gerne und oft zitierte „Liga-Orakel“ setzt uns auf Platz 10 (was natürlich etwas albern ist, der Berichterstatter erklärt seinen Studenten nicht umsonst, Monte-Carlo-Simulationen wären etwas für Leute, die sonst keine vernünftigen Berechnungswerkzeuge vorzuweisen haben). Mit Neuzugang Vardan Hovsepyan in der Mittelachse sind wir sicherlich nicht schlechter als im letzten Jahr. Der Mannschaftsleiter gibt die obere Tabellenhälfte als Saisonziel aus. Der Berichterstatter setzt dem Orakel seine eigene Orakelprognose entgegen und prognostiziert für ASP I vorsichtig optimistisch nach den Platzierungen der Vorjahre (4 – 5 – 4 – 8 – 4 – 8) dem Gesetz der Serie folgend Platz 4 in der Endabrechnung.
Die erste Runde führte ASP nach Coswig zu einer Mannschaft, die uns traditionell eher nicht so liegt. In der letzten Saison, ebenfalls am ersten Spieltag, gab es trübe 2,5 Punkte, bei keinem einzigen Einzel-Sieg. Daher wurde dieses Mal der Stammachter aufgeboten. Bei Coswig fehlte Brett 1, ansonsten trat auch Coswig in stärkster Besetzung an. Ebenfalls nicht vor Ort war der Schiedsrichter, so dass allen Beteiligten zumindest der halbstündige Monolog über die Handyaufbewahrung-Regeln und die Leibesvisitationen erspart blieb. Mit leichten Verzögerungen (irgendeiner muss ja die Uhren stellen) begann der Wettkampf schwungvoll. An den Brettern 1 und 8 gab es zwei kürzere Remisen mit jeweils unter 20 Zügen. Die restlichen sechs Partien gestalteten sich durchaus sehr kämpferisch. Klaus-Dieter Kesik hatte nicht den besten Tag erwischt und wurde von seinem Gegner im Tarrasch sauber überspielt, so dass ASP zunächst 1:2 zurücklag. Roland Graf stellte jedoch postwendend den Ausgleich her. Dessen Gegner spielte zu optimistisch, verlor infolge von Damenfang-Ideen eine Qualität, der Rest war eine Frage der Technik, 2:2. Milan Orsag stand als Schwarzer, ebenfalls im Tarrasch, immer leicht schlechter, hielt aber trotz Isolani und gegnerischem Läuferpaar den Laden zusammen, 2,5:2,5. Der Berichterstatter zeigte mit Weiß in einem Katalanen eine katastrophale Eröffnungsbehandlung und stand nach etwa 25 Zügen bereits ziemlich ruinös. Just, als es begann, einfach zu werden, begann dessen Gegner jedoch zu paniken und ein Königsangriff zog am Horizont auf. In horrender Zeitnot entkorkte Robert Böhm ein (leider korrektes Mattangriff-)Turmopfer. Der Gegner nahm es an und bot remis. Bereits seit einigen Zügen im Inkrement-Modus befindlich, nahm der Berichterstatter den Spatz in der Hand, das entscheidende Mattmotiv übersehend, 3:3. Nach der Zeitkontrolle liefen noch 2 Partien. Vardan Hovsepyan gelangte nach schwerblütigem Eröffnungs- und Mittelspielverlauf in ein sehr rechenintensives Läufer-Springer-Endspiel, was er sehenswert zum Sieg verwerten konnte. Günther Jahnel hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Qualität mehr, die er dann auch sehr sicher zum Sieg verwerten konnte. Am Ende stand also ein recht überzeugender 5:3 Sieg gegen einen durchaus auch recht stark aufspielenden Gegner.
Die anderen z.T. recht überraschenden Ergebnisse lassen eine interessante Saison erwarten, insbesondere was den Aufstieg angeht. Plauen hat anscheinend seine Aufstiegs-Ambitionen zurückgeschraubt (und ein wenig Auslosungspech, gleich zu Beginn auf Aue nahezu in Bestbesetzung zu treffen), sodass die üblichen Verdächtigen in dieser Saison durchaus eine echte Chance auf einen großen Coup haben. ASP Hoyerswerda geht gestärkt in die erste Doppelrunde in 4 Wochen, wo wir gegen Chemnitz und Leipzig II evtl. als leichte Favoriten gelten können.
Robert Böhm